Claudia Moll, Pflegebevollmächtigte

v.l.: Herr Kues, Frau Moll und Frau Arnold

Auf Einladung der Seniorenvertretung Innenstadt durften wir heute Frau Claudia Moll, MdB und Bevollmächtigte der Bundesregierung für Pflege, in Köln begrüßen. Sie wurde von Ihrer Mitarbeiterin, Frau Bettina Arnold, aus dem Gesundheitsministerium und ihrem Wahlkreismitarbeiter, Herrn Kues, begleitet.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde begann sofort ein intensiver und lebhafter Meinungsaustausch. Dabei wurde deutlich, dass Claudia Moll das Geschäft der Pflege „von der Pike auf gelernt hat“ und sich bestens auch mit den Problemen des Alltags auskennt. Die Vertreter der SVK-Innenstadt berichteten über ihre täglichen Probleme aus den Beratungsgesprächen und den Besuchen in den Alten- und Pflegeeinrichtungen. Dabei wurde deutlich, dass viele Themen, die in Köln leider Alltag sind (extrem lange Bearbeitungszeiten von Anträgen z. B. beim Bezug von Taschengeld) in anderen Städten nicht in der Weise bekannt sind. Claudia Moll zeigte sich verwundert über die von den Seniorenvertretern dargestellte Situation und rief dazu auf, sich offensiv dagegen zu wehren. „Dann muss man halt Druck ausüben“, so Claudia Moll.

Zu den grundsätzlichen Fragen rund um die Pflege stellte Claudia Moll aus ihrer Sicht klar, dass man in den letzten Jahren schon beträchtliche Verbesserungen durchgesetzt habe, die aber aus ihrer Sicht auch nicht reichen würden. So erfolgt z.B. eine Zuzahlung zum Eigenanteil bis zu 85 % je nach länge der Dauer des Aufenthalts. Darüber hinaus wies sie auf das Schonvermögen und andere Verbesserungen hin. Weiter erläuterte sie die unterschiedlichen Zuständigkeiten zwischen Bund, Länder und Kommunen. Bei dieser Frage fand sie jedoch wenig Verständnis bei der Seniorenvertretung. Die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen ist im Notfall das Kompetenzgerangel zwischen den verschiedenen Entscheidungsebenen egal. Sie wollen eine Lösung, und zwar schnell und nachvollziehbar.

Claudia Moll unterstützte das zwar im Grundsatz, wies aber auf die schwierige Frage der politischen Durchsetzbarkeit hin. Sie fordert ein Pflegevollversicherung. Dieses würde viele Probleme lösen.

Das Thema Einsamkeit und die Behandlung alleinstehender Menschen ohne Angehörige war ein weiteres Thema, das diskutiert wurde. Die SVK-Innenstadt wies in diesem Zusammenhang auf die Probleme des Datenschutzes hin. Diese Frage war für Claudia Moll und die Vertreterin des Ministeriums neu und sie versprachen sich darum zu kümmern.

Neben vielen anderen praktischen Themen kam man am Ende der lebhaften Diskussion zur Vision von Claudia Moll „Pflege neu denken“. Sie sieht die Zeit der großen Pflegeheime aus vielerlei Gründen zu Ende gehen. Die Kosten werden weiter stark steigen, Pflegekräfte werden fehlen etc. Sie fragt, „warum pflegen wir nicht in den Veedeln“. Ihre Idee geht von der Schaffung lokaler Pflegeeinrichtungen aus, wo alle Betreuungsangebote barrierefrei „fußläufig angeboten“ werden, z.B. Tagespflege, Ärztehaus, Physiotherpie. Man könnte Ehrenamt und professionelle Dienste zusammenbringen und wieder die Alten- und Behindertenarbeit mit Leben erfüllen und auch gegen die Einsamkeit im Alter einen Beitrag leisten. Sie bat die SVK-Innenstadt sie in dieser Frage zu unterstützen.

Die Seniorenvertreter Innenstadt im Gespräch mit der Pflegebevollmächtigten Claudia Moll
Bilder: Gerd Buckan

Am Ende der intensiven Diskussion verabredete man sich im Gespräch zu bleiben. Einige konkrete Themen, wie Taschengeld für Sozialhilfeempfänger und das Problem des Datenschutzes in Pflegeheimen nimmt Claudia Moll mit zurück in ihr Ministerium und will versuchen an Lösungen zu arbeiten.

Die SVK-Innenstadt bedankte sich herzlich bei Claudia Moll und ihren Begleitern für das interessante Gespräch und freut sich auf die Fortsetzung des Kontakts.

siehe auch »Kölner Stadt-Anzeiger: Wir müssen Pflege neu denken«